November, ein trister kalter Monat, mein Geburtsmonat, ein Monat des Übergangs. Der November regt an zu Nachdenklichkeit und Besinnung, mehr als die Vorweihnachtszeit und die Lebkuchenindustrie uns das jedes Jahr aufs Neue glauben machen will. In den meisten Jahren meines Lebens war der November ein trüber Monat, mit viel Hochnebel und erstem Schnee. Immer ist es ein Monat in dem die Dunkelheit über das Tageslicht siegt, noch nicht die längste Nacht überstanden ist, aber viele langen Nächte. Und genau, wie sich das Licht, die sommerliche Wärme und die schönen, hellen Tage vorübergehend aus dem Leben verabschieden, schläft das Verlangen nach vielen Kilometern auf dem Rad ein.
Zehntausend Kilometer ist mein ausgerufenes Jahresziel, wenn nichts anderes anliegt, keine großen Rundfahrten oder Radreisen absolviert werden sollen. Ab November ist es gut, wenn das Kilometertagebuch ein ausreichendes Polster an Kilometern für das Jahresende anzeigt. Dieses Jahr sind es über vierhundert Kilometer, Tendenz stark abnehmend, es ist eben November. Sollten jeden Tag siebenundzwanzig Kilometer hinzukommen, ist die Kilometerbilanz ausgeglichen. Oft ist es mehr, manchmal weniger und an einigen wenigen Tagen nichts. Beim Überfliegen des Tourbuches fällt mir auf, viele Tage mit ausreichend Kilometern liegen in der warmen Jahreszeit. Bin ich ein Schönwetterfahrer?
Wenn ich mir diese Frage stelle, dann bemerke ich, der Begriff ‚Schönwetterfahrer‘ gefällt mir nicht, ist für mich negativ besetzt. Ich fahre gerne an den warmen Tagen im Jahr und dann gerne mehr. Bin ich also eher der ‚Warumduscher‘? Wärme ist schön. Mir ist egal, ob es dabei trocken oder nass ist. Niedrige Temperaturen haben mir schon immer jeglichen Antrieb geraubt. Darum bin ich kein Wintersportler, kein Skifahrer oder Langläufer und Eisläufen ist keine Alternative.
Liegt im November schon Schnee, ist eine Mountainbiketour über die Felder hinter dem Haus in frisch gefallenem Pulver durchaus eine feine Sache. Da geht es dann nicht um Kilometer sondern nur die Freude am Fahren. Leider gibt es gerade dieses Vergnügen immer seltener und wenn, dann erst im neuen Jahr. Das Stampfen der Beine in niedrigen Gängen und dabei zusehen, wie das kalte Weis aufwirbelt und unter den breiten Stollenreifen knirscht, das ist es, was ich an diesen Ausfahrten liebe.
Dieses Jahr ist es so, wie viele Jahre davor. Kein Schnee, trüber grauer Hochnebel und nasskalte Temperaturen. Das Kilometerpolster schmilzt. Ein Glück, das der Oktober so wunderbar warm und viele sonnige Tage angeboten hat, so habe ich wenigstens da Kilometer verbucht.
Was jetzt bleibt und mich zuversichtlich stimmt, sind die Stunden in meiner Werkstatt und Zeit zu lesen und neue Ausfahrten zu planen. Das erste Mountainbike (von 1992!) in unserer Familie hat mein Bruder in seinem Lagerschuppen gefunden. Eine schöne Aufgabe, es in ein neues, flippiges Bike zu verwandeln, ideal für kommende Ausfahrten ins Café und durch den Englischen Garten im Sommer.
Ob ich mir dieses Jahr die ‚Festiven 500‘ wirklich fest vornehmen sollte weiß ich noch nicht. Für nächstes Jahr schreibe ich mir wieder einige größere Touren auf den Plan. Mehrere Tage durch den Bayrischen Wald mit dem Mountainbike klingt sehr verlockend und vielleicht eine einfache Alpenüberquerung. Dazwischen mehrere verlängerte Wochenenden mit vielen Kilometern hier im Voralpenland, diesmal vielleicht gewürzt mit ein paar RTFs (Radtourenfahrt). Das kann ich die nächsten trüben November- und Dezembertage ausarbeiten. Der Wetterbericht verkündet nämlich wenig Änderung.
Dann kann ich vorab schon mal viele Kilometer mit der Maus auf der Landkarte abfahren und mich der Vorfreude auf kommende Unternehmungen hingeben.
Nicht das Schlechteste in dieser trüben Zeit.