Karwendel Runde – wieder, nach über 10 Jahren

Sieht man auf die Bilder, war das noch Sommer. Der Sommer 2022 war für Radfahrer ein Traum. Darf man das in Anbetracht des viel zu trockenen Wetters, der Wasserknappheit und und des Klimawandel überhaupt sagen?

Mein Gewissen habe ich sogar in mehrfacher Hinsicht herausgefordert. Nicht nur den Sommer ’22 fand ich wunderbar sondern habe dieses Jahr meine große Liebe, das MTB fahren in den Bergen wieder entdeckt. Die letzten Runden habe ich vor mehr als 10 Jahren in den Alpen gedreht. Und ja, damals noch mit einem ganz normalen MTB ohne Motor, nur der Berg, das Rad und ich.

Seither hat sich viel getan. Es ist ein eMTB ins Haus gekommen. Anfänglich noch skeptisch und nur zögerlich auf den heimischen Hügelchen und Trails bewegt. Dieses Jahr war es dann soweit. Wie vor 10 Jahren das leichte MTB, habe ich das 20 Kg eMTB verladen und ab ging es in die nahegelegenen Alpen.

Der Verkehr nach Garmisch und Mittenwald ist leider nicht weniger geworden. Vor kurzem war die Zugkatastrophe in Burgrain und die Zugverbindung nach Garmisch noch unterbrochen. Das nächste Mal, werde ich auf alle Fälle mit dem Zug hier her fahren.

Am großen Parkplatz Karwendeltäler in Scharnitz bin ich einer der Letzten. Autos über Autos parken hier, viele mit dem klassischen Heckradträger auf der Anhängerkupplung. Das sind eBiker. Wenn man von hier startet ist das Ziel klassischer Weise das Karwendelhaus ganz hinten im großen Karwendeltal auf ca. 1700Hm.

Die Auffahrt dorthin ist, wie früher, völlig unproblematisch. Ich fahre sie mit niedrigster Unterstützungsstufe und manchmal ganz ohne Motor.

Am Karwendelhaus angekommen ist die Schau zurück ins Karwendeltal einfach immer wieder grandios.

Obwohl ich sehr sparsam mit der Motorunterstützung des Cubes unterwegs war, zweigt am Karwendelhaus das Display nurmehr 58% Kapazität des 625Wh Akkus an.

Ich beschließe vorsichtshalber, während des Mittagessens, eine Ladepause einzulegen. Anders als in den DAV Hütten kann man hier an bereitgestellten Steckdosen vor und im Haus das Bike nachladen. Noch ist dieser Service kostenlos. Ich habe dafür freiwillig eine Spende hinterlassen.

Hinter dem Hochalmsattel geht es dann hinab in den kleinen Ahornboden, wahlweise über einen schmalen Wandersteig oder über eine tief- und grobschottrige Almstraße.

Um nicht in Konflikt zu geraten mit den zahlreichen Wanderern wählte ich die Almstraße. Auch sie fordert dem Fahrwerk des Cubes einiges ab. Zuhause stellte ich fest, das mir wohl hier eine Speiche gebrochen ist.

Eine letzte Rast gibt es auf der Vereineralm. Ich weiß nie, wie sie geschrieben wird. Vereinsalm, Vereineralm, Verein Alm, irgendwas davon wird wohl richtig sein. Sie ist nicht offiziell bewirtschaftet aber bereitgestellte Erfrischungsgetränke auf vertrauensbasierter Bezahlung nehme ich gerne an.

Schön war die Runde wieder einmal nach mehr als 10 Jahren Abstinenz. Mit ein paar letzten Prozent Akkukapazität erreiche ich wieder den Parkplatz in Scharnitz. Ich fühle mich durchaus erschöpft. ‚Natürlich‘, werden sie sagen, ‚das sagen alle eBike Fahrer.‘ Aber es stimmt. Ich würde es für mich so sehen: Ich bin nach der Tour mit dem eBike konditionell ebenso gefordert wie mit einem normalen MTB. Vielleicht wäre aber die Tour mit dem MTB noch anstrengender gewesen.

So long…

Markus

Rahmenbauer, Zweiradmechanikermeister, Fahrradfahrer und Fahrradverrückter Wirtschaftsinformatiker

Alle Beiträge ansehen von Markus →